Von Erfolg und Scheitern

Unternehmerisches Handeln ist in Hochschulen keine Selbstverständlichkeit. Seit der „entfesselten Hochschule“ gehört es zwar zu den Topoi des hochschulpolitischen Diskurses, dass man sich „gut aufzustellen“ und „zu positionieren“ habe, die Sozialisierung der Führungskräfte aus Wissenschaft und Verwaltung in großen Organisationen mit komplexen Regelwerken und hohem Sicherheitsbedarf steht dem jedoch immer noch häufig genug entgegen. Qualifizierungsmaßnahmen für das Hochschulmanagement gibt es inzwischen zuhauf, an schlauem Rat von Experten aus Politik und Wirtschaft bestand ohnehin nie ein Mangel. Auch die sich dynamisch entwickelnde private Hochschullandschaft setzt im Hinblick auf Unternehmertum und Innovation inzwischen deutliche Akzente.

Vor diesem Hintergrund ist die Auseinandersetzung mit einem Thema mehr als überfällig, das sich mit der Kehrseite unternehmerischen Erfolgs auseinandersetzt: Wie halten wir es in der Wissenschaft eigentlich mit dem Scheitern? Gibt es so etwas wie eine „positive Kultur des Scheiterns“? Eine Kultur, die es nach einer Niederlage erlaubt, gestärkt und mit neuen Erkenntnissen ausgestattet wieder durchzustarten? Ein Blick in den Hochschulalltag macht nachdenklich. Was passiert eigentlich mit den zahllosen Projektanträgen, die – mit Herzblut geschrieben – nach der Ablehnung durch die DFG oder eine Stiftung in der Schublade verschwinden? Welche Perspektiven haben Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen nach der x-ten gescheiterten Bewerbung auf eine Professur und nach dem Auslaufen der befristeten Projektstelle? Wie steht eine Hochschulleitung gegenüber der Politik da, wenn sie ein mit Ehrgeiz gesetztes Entwicklungsziel für ihre Hochschule nicht erreicht hat?

Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich am 2./3. Dezember eine Veranstaltung in Berlin unter dem Motto „Von den Risiken des Erfolgs und den Chancen des Scheiterns“. Veranstalter ist das Magazin Wissenschaftsmanagement mit seiner neuen Reihe „WIM Q“ (Wissenschaftsmanagement Qualifikation). Anhand theoretischer Betrachtungen und von Beispielen aus Wissenschaft und Verwaltung setzen sich die Referenten aus verschiedenen Perspektiven mit den Bedingungen und Konsequenzen von Erfolg und Scheitern auseinander. Die Veranstaltung soll im Jahr 2015 mit Workshops zu ausgewählten Schwerpunktthemen fortgesetzt werden. Den Veranstaltern kann man nur Erfolg wünschen mit ihrer Initiative, ein bisher vernachlässigtes Thema auf die Agenda zu bringen, das gleichzeitig für die Weiterentwicklung unseres Hochschul- und Wissenschaftssystems von großer Bedeutung ist.

Mehr Informationen und Anmeldung:

http://www.wissenschaftsmanagement.de/dateien/wim_q_programm_erfolg_und_scheitern_anmeldung.pdf

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