Work-Life-Balance: Denkfehler?

erstellt am: 24.09.2014 | von: Udo_UTC1 | Kategorie(n): Uncategorized

Thomas Sattelberger ist immer für eine anregende Debatte gut. In einem Interview mit der deutschen Huffington Post zieht er gegen die diskutierte „Anti-Stress-Verordnung“ aus dem Bundesarbeitsministerium zu Felde. Nicht nur die Wirtschaft müsse sich ändern, sondern auch jeder Einzelne. Work-Life-Balance sei „Selbstbetrug“, weil sie Arbeit und Leben voneinander trenne. Besser sei es, seine Kraft für ein erfüllendes Arbeitsleben einzusetzen, als Arbeit und Leben strikt voneinander zu trennen und die „Flucht ins Private“ anzutreten.

Zum Beitrag in der Huffington Post

Gewissermaßen setzt sich Sattelberger mit diesem Beitrag an die Spitze der „Neue-Arbeit-Bewegung“. Schaut man sich allerdings an, wie Sattelberger an anderer Stelle über den mangelnden Unternehmergeist der „neuen Generation“ klagt, wird klar, dass es ihm nicht vorrangig um mehr Muße und Qualitätszeit für die Familie geht. Vielmehr fordert er ein mitdenkendes und geradezu co-unternehmerisches Engagement ein, das zwar eine Nine-to-Five-Haltung ausschließt, jedoch zu einer erfüllten Lebensgestaltung beiträgt. Ob dies für alle Arbeitsbereiche und Qualifikationslevel gleichermaßen realistisch sei, wird er richtigerweise gefragt. Ebenso plausibel weist Sattelberger jedoch daraufhin, dass auch ein Sachbearbeiter es selbst in der Hand hat in gewissen Abständen zu überprüfen, ob seine Tätigkeit ihm langfristig das richtige Maß an Erfüllung bietet (und ggf. Konsequenzen zu ziehen).

Ich finde dies überzeugend. Bei der Diskussion um die „neue Arbeit“ kommt mir manchmal etwas zu kurz, dass es neben Balance, Sinnsuche und Erfüllung auch um Verantwortung geht. Etwa im Sinne dieses Cartoons, ebenfalls aus der Huffingtion Post:

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Die Überlegungen Sattelberges verbinden beides miteinander, Unternehmertum und Verantwortung einerseits, ein erfülltes Leben andererseits. Mit und von seiner Arbeit so erfüllt zu sein und gleichzeitig die eigenen Kräfte so dosieren zu können, dass man auch mit Familie und Privatleben vollständig in Harmonie ist, scheint mir tatsächlich ein erstrebenswerter Zustand zu sein. Schade, dass ich niemanden kenne, der sein Leben auf diese Weise im Griff hat und den ich mir zum Vorbild nehmen könnte.

 

 

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