Streit um die Promotion

An vielen klassischen Forschungsuniversitäten hält man Angewandte Promotionsstudiengänge („professional doctorates“) immer noch für einen doppelten Widerspruch. Zum einen ist eine Promotion im deutschsprachigen Wissenschaftsraum – dem tradierten Verständnis folgend – per se dem reinen Streben nach Erkenntnis verpflichtet. Sie dient der Erweiterung des Wissensbestandes einer Fachdisziplin, nicht dessen Anwendung. Zum anderen halten viele schon den Begriff ‚Studium‘ in Verbindung mit einer Promotion für unpassend: zu viel Struktur, zu viel Anleitung, zu wenig Wissenschaft.

Angesichts der Verbreitung von strukturierten Promotionsprogrammen und angewandten Doktoratsstudien in der anglo-amerikanischen Welt lässt sich über diese beiden Punkte vorzüglich streiten. Bezieht man dann noch die Auseinandersetzung um das Promotionsrecht zwischen Universitäten einerseits und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Fachhochschulen andererseits mit ein, ist eine hitzige Debatte garantiert. Dies hatten die Veranstalter wohl im Sinn, als sie das 12. Osnabrücker Kolloquium zum Hochschul- und Wissenschaftsmanagement am 26. Februar 2015 an der Hochschule Osnabrück unter das Motto „Der Streit um die Promotion“ stellten.

Ausgehend von einem Streitgespräch, in dem die gegensätzlichen Positionen umrissen wurden, beschäftigten sich Fachhochschul- und Universitätsrektoren, Leiter von Promotionsprogrammen und weitere Referenten und Referentinnen mit der komplexen Materie. Umfragen unter den Teilnehmenden zeigten, dass eine Mehrheit für die Vergabe des Promotionsrechts an forschungsstarke Fachbereiche an Fachhochschulen war. Aus wissenschaftspolitischer Sicht wurde mit taktischen Argumenten dagegen gehalten: Gewähre man forschungsstarken Einheiten an Fachhochschulen das Promotionsrecht, könne man es außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie der Max-Planck-Gesellschaft kaum vorenthalten. Sei der Damm jedoch erst gebrochen, setze ein schleichender Verfall der klassischen Universität humboldt’scher Prägung ein.

Seit Bologna gehört das Recht zur Vergabe des Doktorgrads zu den wenigen verbliebenen Unterscheidungsmerkmalen zwischen Universität und Fachhochschule. Fachhochschulen halten heute ihre Lehrenden zur Forschung und Einwerbung von Forschungsdrittmitteln an. Universitäten schärfen mit berufsbezogener Weiterbildung ihr anwendungsbezogenes Profil. Die Beschränkung des Promotionsrechts auf einen einzelnen Institutionstyp verliert zunehmend ihre Legitimation. Zwar fordert auch der Wissenschaftsrat eine Ausdifferenzierung der Hochschul- und Wissenschaftslandschaft, an die exklusive universitäre Verortung des Promotionsrechts hat er jedoch bisher nicht gerührt. Politisch korrekt wird auf die Gleichwertigkeit der Einrichtungen und die Möglichkeit kooperativer Promotionen von Fachhochschulen und Universitäten verwiesen (bei denen freilich die Universitäten die Spielregeln diktieren).

Die Einführung anwendungsbezogener Promotionsprogramme schloss der Rektor einer technischen Universität mit Elitestatus zwar nicht grundsätzlich aus. Er begründete jedoch die Beschränkung auf klassische Promotionsformate mit mangelnden Betreuungsressourcen und verwies auf die Parallelität zur wissenschaftlichen Weiterbildung. Auf Fachhochschulseite, wo man einen natürlichen Verbündeten für den Anwendungsbezug vermuten würde, werde der angewandte Doktoratstyp ebenfalls skeptisch betrachtet, gibt der Rektor einer der größten deutschen Fachhochschulen zu. Man fürchte das Image eines „zweitklassigen Anwendungsdoktorats“ und strebe daher weiterhin das „volle“ Promotionsrecht an. Dies ist nur begrenzt plausibel. Laut KMK-Beschluss sind beispielsweise angewandte Promotionsstudiengänge britischer Universitäten (DBA, DEng., DMC u.a.) ebenso wie der klassische PhD der deutschen Promotion formal gleichgestellt und berechtigen zur Führung des Titels „Dr.“ ohne weiteren Zusatz.

Was bedeutet diese Situation für die Wissenschaftslandschaft? Die Ausdifferenzierung der Hochschultypen wird sich fortsetzen. Bei der Durchführung von Promotionen werden die Fachhochschulen weiter auf die Zusammenarbeit mit Universitäten im In- und Ausland setzen. „Kooperative Promotionskollegs“, wie derzeit in NRW in Planung, werden von Fachhochschulen als administrative Krücke genutzt. Wissenschaftlich interessierte Berufstätige werden sich trotz hoher Studiengebühren verstärkt Hochschulen im Ausland zuwenden, da deren strukturierte Programme Planungssicherheit und häufig eine bessere Betreuung bieten. Auch wer im Bereich der Managementstudien in die Tiefe gehend forschen, das betriebliche Transferpotenzial ausschöpfen und dabei einen Doktortitel erwerben möchte, wird deutsche Universitäten eher umgehen und sich für das DBA-Studium eines internationalen Anbieters entscheiden.

Er muss dafür – wenn er nicht will – gar nicht weit gehen. Britische Hochschulen werben derzeit verstärkt um deutsche Akademiker mit Berufserfahrung für ihre Promotionsstudiengänge. Die University of Gloucestershire bietet gemeinsam mit einem Partner die Möglichkeit an, die erste Programmphase ihres DBA-Studiums in diversen deutschen Städten zu absolvieren. Die Teilnehmer sind Führungskräfte, Selbstständige, Gründer oder Menschen in der Familienphase. Im vergangenen Jahr wurde einer der Absolventen auf eine Professur an einer deutschen Business School berufen. Qualitätsprobleme scheint es nicht zu geben. Die Einrichtung denkt ebenso wie weitere Anbieter aus UK über eine Ausweitung ihrer Aktivitäten nach.

Die Veranstalter des Osnabrücker Kolloquiums haben den Finger in die Wunde gelegt. Es geht nicht nur um das Promotionsrecht für Fachhochschulen oder außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Es geht um die grundsätzliche Frage, wie wir uns wissenschaftliches Arbeiten an der Schnittstelle von Hochschule, Arbeitsmarkt und Gesellschaft in Zukunft vorstellen. Es geht darum, wie wir die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit von Hochschulen in einer globalisierten und digital geprägten Welt bewerten. Es geht um die Frage, wem wir aufgrund welcher Qualifikationen und Kompetenzen den Zugang zu postgradualem wissenschaftlichen Arbeiten ermöglichen.

Ausreichend Stoff für die Fortsetzung der gelungenen Osnabrücker Veranstaltung.

On competence and ambition

What makes the Carl Benz Academy special?

Since 2012, the Carl Benz Academy (CBA) has graduated two pilot MBA classes. This makes the dynamic institution one of the world’s younger corporate universities. The inaugural graduation ceremony was recently held at Peking University’s Guanghua School of Management in Beijing. Working in China and studying in Beijing, Los Angeles and Berlin, CBA’s students seem to perfectly anticipate, trigger and absorb the change currently going on in the automotive industry. Their study program has some features which appear to result from the particular blend of academic methodology, industry related content and intercultural awareness.

Carl Benz Academy was founded in 2012 by Mercedes-Benz and their Chinese dealer groups. The academic founding partners come from China (Peking University, Guanghua School of Management), USA (Woodbury University, School of Business) and Germany (DUW Berlin University for Professional Studies). These university partners bring in various approaches of management and leadership teaching and it is surely no coincidence that the program faculty combines expert knowledge from three of the world’s most important automotive markets.

What else makes the Carl Benz Academy special? Whereas typical corporate universities tend to be subsidiaries of their respective holding companies, the CBA is an independent institution reporting to a foundation under Chinese law. The foundation’s stakeholders and donors come from various business sectors and bring in the endowment.  Donors are not allowed to interfere with academic issues and program development.

Given the fact that all CBA students are working professionals with busy schedules, a special focus of the program is on blended learning, allowing the participants to combine work life with their professional studies. Or, as CBA chancellor Manfred Schönebeck likes to put it, “CBA is the world’s first global cloud university”. Well, shaping the future always has been a question of competence AND ambition…

In Germany, some of the largest corporate universities were shut down last year. Most corporate universities of small and medium sized companies are limited to skills training courses and in-house certificates. Others do have academic cooperation partners, but struggle with their HR management when it comes to the development of strategic and sustainable partnerships with universities. The Carl Benz Academy may become, in the not too distant future, the role model of a cooperative corporate university, allying a global vision and strategic strengths with academic methodology, intercultural awareness and a solid grounding in the automotive industry.

Let’s keep an eye on them…

QUARTERA: angekommen!

In der vergangenen Woche fand der QUARTERA Kongress 2014 statt. Zur Selbstbeschreibung des Veranstalters: „Der QUARTERA Kongress bringt ExpertInnen aus Hochschule und Wirtschaft zusammen. Er bietet ein interaktives Forum für den Austausch von Strategien, Erfolgsbeispielen und Innovationen in den Bereichen akademische Weiterbildung, Master- und MBA-Programme, lebenslanges Lernen sowie Personal- und Führungskräfteentwicklung.“

Nach meiner überschlägigen Berechnung habe ich 2014 zum sechsten Mal an dieser Veranstaltung teilgenommen. Erstmals war ich „nur“ als Referent und Teilnehmer dabei, nicht als Vertreter eines der Partnerunternehmen des Kongresses. Vielleicht auch deshalb hatte ich die Augen etwas offener und den Kopf etwas freier als in den Vorjahren. Mein Gesamteindruck: Der QUARTERA Kongress ist endgültig in der Landschaft angekommen und hat sich als fester Termin für alle etabliert, die sich mit Programmentwicklung, Studium und Weiterbildung an der Schnittstelle von Hochschule und Unternehmen befassen. Das engagierte Team um die Geschäftsführer Sven Nagel, der vor kurzem aus dem Unternehmen ausschied, und Oliver Panne hat über nicht immer leichte Jahre hinweg einen langen Atem bewiesen. Die Teilnehmerzahlen scheinen sich nun zu konsolidieren, das Format entwickelt sich von der übersichtlichen Expertenrunde zum breiten Branchentreff.

Wichtiges Highlight war auch 2014 der im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung neu eingerichtete Preis für erfolgreiche Weiterbildungspartnerschaften von Hochschulen und Unternehmen. Die Qualität der nominierten Projekte ist erneut ein deutliches Indiz dafür, dass die Projektverantwortlichen aus Bildung und Wirtschaft die Auszeichnung ernst nehmen und für die Vermarktung ihrer Programme nutzen.

Persönlich ist mir die hohe Professionalität der Akteure auf beiden Seiten – Hochschulen und Unternehmen – aufgefallen. Neben dem Typus des klassischen Personalers, der eher halbmotiviert auch das Thema Weiterbildung mitbearbeitet, trifft man zunehmend auf HR-Experten und Personalentwickler mit umfangreicher Kooperations- und Hochschulerfahrung. Auf Hochschulseite ist auffallend, dass nicht mehr vorrangig Rektorats- und Weiterbildungsreferenten mit einem „Prüfauftrag“ das Publikum stellen, sondern die Akteure selbst: Professoren und Professorinnen sowie weitere Hochschulbeschäftigte aus Verwaltung und Wissenschaft, die kenntnisreich und mit Blick auf den Markt und die Bedarfe ihrer Unternehmenspartner das noch vor wenigen Jahren anzutreffende übliche Mittelmaß standardgestrickter „akademischer Weiterbildung“ weit hinter sich gelassen haben.

Erfreulich finde ich, dass sich auch in diesem Jahr die Teilnehmerschaft wieder in etwa je zur Hälfte aus erfahrenen Routiniers einerseits und Erstbesuchern auf Orientierungssuche andererseits zusammensetzte. Aus Unternehmen kommt dabei zwar nur knapp ein Drittel der Teilnehmenden, aber dies ist im Vergleich zu anderen Veranstaltungen und Kongressen mit dem Themenschwerpunkt Weiterbildung immer noch ein ausgezeichneter Wert. Der zunehmende Druck der Unternehmen im Hinblick auf eine langfristige Personalentwicklung und qualitativ hochwertige Weiterbildung mit geeigneten Schnittstellen in den akademischen Sektor hinein dürfte außerdem dafür sorgen, dass diese Zielgruppe in den kommenden Jahren mit den Hochschulvertretern mindestens gleichzieht.

Den QUARTERA-Veranstaltern wäre dies genauso zu wünschen wie der Weiterbildungslandschaft insgesamt, in der man auf die Impulse aus diesem wichtigen Kongress inzwischen nicht mehr verzichten möchte.

Von Erfolg und Scheitern

Unternehmerisches Handeln ist in Hochschulen keine Selbstverständlichkeit. Seit der „entfesselten Hochschule“ gehört es zwar zu den Topoi des hochschulpolitischen Diskurses, dass man sich „gut aufzustellen“ und „zu positionieren“ habe, die Sozialisierung der Führungskräfte aus Wissenschaft und Verwaltung in großen Organisationen mit komplexen Regelwerken und hohem Sicherheitsbedarf steht dem jedoch immer noch häufig genug entgegen. Qualifizierungsmaßnahmen für das Hochschulmanagement gibt es inzwischen zuhauf, an schlauem Rat von Experten aus Politik und Wirtschaft bestand ohnehin nie ein Mangel. Auch die sich dynamisch entwickelnde private Hochschullandschaft setzt im Hinblick auf Unternehmertum und Innovation inzwischen deutliche Akzente.

Vor diesem Hintergrund ist die Auseinandersetzung mit einem Thema mehr als überfällig, das sich mit der Kehrseite unternehmerischen Erfolgs auseinandersetzt: Wie halten wir es in der Wissenschaft eigentlich mit dem Scheitern? Gibt es so etwas wie eine „positive Kultur des Scheiterns“? Eine Kultur, die es nach einer Niederlage erlaubt, gestärkt und mit neuen Erkenntnissen ausgestattet wieder durchzustarten? Ein Blick in den Hochschulalltag macht nachdenklich. Was passiert eigentlich mit den zahllosen Projektanträgen, die – mit Herzblut geschrieben – nach der Ablehnung durch die DFG oder eine Stiftung in der Schublade verschwinden? Welche Perspektiven haben Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen nach der x-ten gescheiterten Bewerbung auf eine Professur und nach dem Auslaufen der befristeten Projektstelle? Wie steht eine Hochschulleitung gegenüber der Politik da, wenn sie ein mit Ehrgeiz gesetztes Entwicklungsziel für ihre Hochschule nicht erreicht hat?

Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich am 2./3. Dezember eine Veranstaltung in Berlin unter dem Motto „Von den Risiken des Erfolgs und den Chancen des Scheiterns“. Veranstalter ist das Magazin Wissenschaftsmanagement mit seiner neuen Reihe „WIM Q“ (Wissenschaftsmanagement Qualifikation). Anhand theoretischer Betrachtungen und von Beispielen aus Wissenschaft und Verwaltung setzen sich die Referenten aus verschiedenen Perspektiven mit den Bedingungen und Konsequenzen von Erfolg und Scheitern auseinander. Die Veranstaltung soll im Jahr 2015 mit Workshops zu ausgewählten Schwerpunktthemen fortgesetzt werden. Den Veranstaltern kann man nur Erfolg wünschen mit ihrer Initiative, ein bisher vernachlässigtes Thema auf die Agenda zu bringen, das gleichzeitig für die Weiterentwicklung unseres Hochschul- und Wissenschaftssystems von großer Bedeutung ist.

Mehr Informationen und Anmeldung:

http://www.wissenschaftsmanagement.de/dateien/wim_q_programm_erfolg_und_scheitern_anmeldung.pdf

Work-Life-Balance: Denkfehler?

Thomas Sattelberger ist immer für eine anregende Debatte gut. In einem Interview mit der deutschen Huffington Post zieht er gegen die diskutierte „Anti-Stress-Verordnung“ aus dem Bundesarbeitsministerium zu Felde. Nicht nur die Wirtschaft müsse sich ändern, sondern auch jeder Einzelne. Work-Life-Balance sei „Selbstbetrug“, weil sie Arbeit und Leben voneinander trenne. Besser sei es, seine Kraft für ein erfüllendes Arbeitsleben einzusetzen, als Arbeit und Leben strikt voneinander zu trennen und die „Flucht ins Private“ anzutreten.

Zum Beitrag in der Huffington Post

Gewissermaßen setzt sich Sattelberger mit diesem Beitrag an die Spitze der „Neue-Arbeit-Bewegung“. Schaut man sich allerdings an, wie Sattelberger an anderer Stelle über den mangelnden Unternehmergeist der „neuen Generation“ klagt, wird klar, dass es ihm nicht vorrangig um mehr Muße und Qualitätszeit für die Familie geht. Vielmehr fordert er ein mitdenkendes und geradezu co-unternehmerisches Engagement ein, das zwar eine Nine-to-Five-Haltung ausschließt, jedoch zu einer erfüllten Lebensgestaltung beiträgt. Ob dies für alle Arbeitsbereiche und Qualifikationslevel gleichermaßen realistisch sei, wird er richtigerweise gefragt. Ebenso plausibel weist Sattelberger jedoch daraufhin, dass auch ein Sachbearbeiter es selbst in der Hand hat in gewissen Abständen zu überprüfen, ob seine Tätigkeit ihm langfristig das richtige Maß an Erfüllung bietet (und ggf. Konsequenzen zu ziehen).

Ich finde dies überzeugend. Bei der Diskussion um die „neue Arbeit“ kommt mir manchmal etwas zu kurz, dass es neben Balance, Sinnsuche und Erfüllung auch um Verantwortung geht. Etwa im Sinne dieses Cartoons, ebenfalls aus der Huffingtion Post:

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Die Überlegungen Sattelberges verbinden beides miteinander, Unternehmertum und Verantwortung einerseits, ein erfülltes Leben andererseits. Mit und von seiner Arbeit so erfüllt zu sein und gleichzeitig die eigenen Kräfte so dosieren zu können, dass man auch mit Familie und Privatleben vollständig in Harmonie ist, scheint mir tatsächlich ein erstrebenswerter Zustand zu sein. Schade, dass ich niemanden kenne, der sein Leben auf diese Weise im Griff hat und den ich mir zum Vorbild nehmen könnte.

 

 

Kritisch und hartnäckig

Die Journalistin Bärbel Schwertfeger ist als MBA-Expertin bekannt. Dies ist aber nicht der Hauptgrund, warum ich regelmäßig in ihren Blog mit dem Titel „MBA-Journal“ (früher: MBA-Channel) hineinschaue. Häufig stammen Informationen über den MBA-Markt von den Anbietern selbst oder aber aus Magazinen, an denen die Anbieter mit Anzeigen und PR-mäßig gesteuerten redaktionellen Beiträgen beteiligt sind. Bärbel Schwertfegers Artikel heben sich mit ihrer kritischen Distanz ab.

Geradezu gnadenlos sind ihre Analysen, wenn es um die „schwarzen Schafe“ der Branche geht. Die Berichterstattung um die EBS und ihren ehemaligen Präsidenten Christopher Jahns ist zwar auch in der Tagespresse so ausführlich nachzulesen wie selten sonst etwas, wenn es um Hochschulen geht. Niemand jedoch hat das Abrutschen der Top-Schule und die gerichtlichen Auseinandersetzungen des Ex-Präsidenten so investigativ und hartnäckig verfolgt wie Frau Schwertfeger.

Lesenswert ist auch ein jüngerer Beitrag, in dem es um einen Korruptionsverdacht chinesischer Staatsbeschäftigter geht, die angeblich zu Vorzugskonditionen an Executive Programmen chinesischer Anbieter teilnahmen. Offensichtlich erkauften sich einzelne Schulen mit den Stipendien, die sie hohen Staatsbeschäftigten gewährten, wichtige Kontakte. Insbesondere EMBA-Programme scheinen dabei im Verdacht zu stehen, es mit dem Netzwerken etwas übertrieben zu haben.

Wer sich für Weiterbildung an der Schnittstelle von Hochschule und Unternehmen interessiert, kommt am MBA-Journal nicht vorbei. Die Beiträge sind exzellent recherchiert und gut lesbar. Da Frau Schwertfeger auch mit persönlichen Einschätzungen nicht hinter dem Berg hält, dürfte ihr Blog im deutschsprachigen Raum zu den einflussreichsten Medien rund um das MBA-Thema gehören. Weiterhin wird vermutlich auch das eine oder andere schwarze Schaf dies zu spüren bekommen.

www.mba-journal.de

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